Vortrag von Prof. Dr. Hans-Rudolf Bork
Montag 22.06.2009, 19:30 Uhr, Roter Saal des Schlosses Philippsruhe
Vor weit mehr als 6.000 Jahren dehnten sich die ersten Gartenbaukulturen Ostasiens von den Tiefländern des Huang He und des Chang Jiang flussaufwärts aus. Auch stark erosionsgefährdete Bereiche des semiariden Lößplateaus wurden in Kultur genommen. Die fruchtbaren Böden wurden abgetragen, das Lößplateau tief zerschluchtet. Dann gelang den Bauern die Etablierung nachhaltiger Gartenbausysteme, die über 4.500 Jahre erfolgreich praktiziert wurden. Mehr als zwei Jahrtausende, vom Beginn bis zum Ende der chinesischen Kaiserzeit prägten Konfuzianismus, Daoismus und Beständigkeit die chinesische Agrargesellschaft. Das Eindringen europäischer Mächte, der japanische Überfall, der innerchinesische Kampf der nationalistischen Guomindang gegen die Kommunisten wandelten in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zwar wiederholt das Herrschaftssystem und fügten den Menschen unvorstellbares Leid zu. Jedoch vermochten diese Einflüsse die traditionelle Lebensweise der Mehrheit der chinesischen Bevölkerung nicht zu zerstören. Selbst die Ausrufung der Volksrepublik durch Mao Zedong im Jahre 1949 brachte nicht die erwartbaren Veränderungen. Erst die Kampagnen der KP Chinas in den 1950er Jahren vernichteten die traditionellen Gesellschafts-, Wirtschafts- und Landnutzungssysteme. Das traditionelle Leben „im Einklang mit der Natur“ war beendet. Auf mehreren Hunderttausend Quadratkilometern wurden im Verlauf weniger Monate die Wälder vernichtet. Abflussbildung und Hochwasser, Gewässerverschmutzung und Bodenerosion bestimmen seitdem die Entwicklung. Der Vortrag stellt die Jahrtausende währende Kontinuität und den jüngsten gravierenden Wandel der Kultur und der Umwelt Chinas an zahlreichen eindrucksvollen Beispielen vor.