Exkursion am 30.09.2018 - Die Wetterauische Gesellschaft besucht Schotten
Der Vogelsberg zeigte sich von seiner schönsten (Herbst-)Seite als die Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde aus Hanau die Stadt Schotten besuchte. Zur Zeit der Gründung des Vereins im Jahre 1808 reichte die Region Wetterau nach damaliger Auffassung bis weit in den Hohen Vogelsberg hinein. Diese Gebietsabgrenzung erfolgte offensichtlich ohne Berücksichtigung der vulkanischen Entstehung - über die damals noch gestritten werden konnte, denn Basalt galt auch bei Goethe als mögliche Meeresablagerung.
Der Vogelsberg war als Vortragsthema und Exkursionsziel in den letzten Jahren immer wieder Teil des Jahresprogramms des Vereins. Über den guten Kontakt zur Sektion Vogelsberg der Dt. Vulkanologischen Gesellschaft (DVG) war man nun auf das 2017 neu eröffnete Vulkaneum aufmerksam geworden und hatte dort eine Führung gebucht. Bei dem ausführlichen Rundgang im Vulkaneum konnte „den Wetterauern“ viel Wissenswertes über die Bildung von Magma, unterschiedliche Arten von Ausbrüchen, sowie den Aufbau und die Entstehung des Vogelsbergs vermittelt werden. So wurden zum Beispiel typische Gesteine verglichen, die zu unterschiedlichen Ausbruchsweisen gehören. Dies war eine gute Grundlage für die anschließende Führung draußen.
Nach einer Mittagspause ging es unter Führung von Kerstin Bär und Michael Barth zuerst zu dem kleinen Wasserfall am Rand des Alteburg-Parks. Hier fällt die noch schmale Nidda über die Kante eines massiven Basalt-Lavastroms. Außer dem Lavastrom gibt es am Wasserfall ein weiteres vulkanisches Thema; denn oberhalb des Wasserfalls konnte auf den Fundort eines roten Schlackengesteins mit vulkanischen Bomben hingewiesen werden, das auch im Vulkaneum gezeigt wurde. Auf dem weiteren Weg war neben dem häufigen Basalt noch eine Art vulkanischer „Tuff“ als Mauerstein zu entdecken. Als vergleichbares Gestein wird im Vulkaneum ein etwas gröberes Gestein vom Rehberg gezeigt, welches durch eine Wasserdampf-Explosion entstanden ist, wobei das herausgesprengte Gestein in den Schlot zurückfiel.
Weiter ging es durch eine Altstadtgasse mit Basalt-Pflaster und Mauersockeln aus Basalt. Die Schottener Kirche wurde im Mittelalter aus einem dunklen Michelbacher Schlackengestein erbaut. Dieses war zwar sicher leicht zu bearbeiten, aber auch bröckelig. Daher wurde es bei früheren Restaurierungen ersetzt oder liegt heute unter Putz – nur im Vulkaneum ist es noch zu sehen. Die nächste Station des Weges war der Lavastrom unterhalb der Gesamtschule. Wenn man weiß, worauf man achten muss, erkennt man hier eine Lava, die so zähflüssig war, dass ihre Oberfläche während des Fließens zerbrochen ist.
Über den „Wartweg“ ging es weiter Richtung „Warte“. So heißen an anderen Orten Stellen mit Aussichtsturm. In Schotten heißt so auch der ganze Berg am Westrand der Stadt, auf dem ein Aussichtsturm steht. Vor langer Zeit haben Menschen eine niedrige Felswand geschaffen, zu der man über einen kleinen Trampelpfad kommt. Dies ist das „Geotop Warte“. Die Felswand liegt in einer der höheren Böschungen und hier wurde offensichtlich „Lungstein“ abgebaut. So bezeichnet man einen Basalt mit vielen rundlichen Blasen. Grob- und feinporiger Lungstein lässt sich von Steinmetzen gut bearbeiten – im Gegensatz zum verbreiteten Hartbasalt.
Die vielen rundlichen Blasen zeigen, dass hier kein zähflüssiger Lavastrom geflossen ist, wie an der Gesamtschule, wo die Blasen im Basalt oft verzogen und verdrückt sind. An der Warte hat man es mit einem (ehemals) heißeren und deshalb dünnflüssigeren Lavastrom zu tun. Die Oberfläche solcher Lavaströme zerbricht nicht, sondern ist relativ glatt und entwickelt einer Art Haut, wie auf einem Pudding. Wenn sich diese Haut in Falten legt, erinnert das Muster, das entsteht, an Stricke oder Seile, weshalb solche Lava als „Stricklava“ bezeichnet wird. Leider kann in dem kleinen Steinbruch an der Warte keine Oberfläche des Lavastroms gezeigt werden. Da war es gut, dass vorher im Vulkaneum auf ein Ausstellungsstück besonders hingewiesen wurde. In diesem ehemaligen Steinbruch schaut man stattdessen in das Innere eines erkalteten Lavastroms und erhält einen Eindruck von der üblichen Größe solcher Lavaströme. Die Ausstellung im Vulkaneum und das Geotop ergänzen sich also hervorragend.
Weiter führte der Weg vor der Böschung entlang, in der der Steinbruch liegt, und dann diese Böschung hinauf. Auf halber Höhe und von oben hat man einen guten Blick auf eine natürliche Blockhalde, die sich aus dem Lavastrom gebildet hat. Über weitere Pfade am Rücken des Berges kam die Gruppe zum Aussichtsturm der Warte. Hier konnte gut die unterschiedliche Verwendung von Lungstein für die Treppenstufen und Hartbasalt für das Mauerwerk, gezeigt werden. Danach gab es oben auf der Plattform einen Blick weit in den Hohen Vogelsberg mit dem Hoherodskopf und in das Niddatal mit der Stadt Schotten. Höhe und Ausdehnung des Vulkangebietes waren hier die Themen und auch die Lage in der Verlängerung des Oberrheingrabens.
Dann ging es zurück Richtung Altstadt, vorbei an weiteren Basalt-Mauern und dem mittelalterlichen Eppsteiner Schloss. Kurz vor dem Vulkaneum gab es noch Gelegenheit, im Basalt einer Mauer grünes Gestein zu betrachten, das zu Beginn der Führungen im Vulkaneum gezeigt wurde. Es ist auch rund um das Gebäude des Vulkaneums in den etwa faustgroßen Basaltsteinen zu finden. Dieses Gestein stammt aus dem Erdmantel, aus Tiefen von mindestens 30 km. Das Magma reißt das Olivin-reiche Tiefengestein mit nach oben, wo man es ansonsten nicht zu sehen bekommt. Die Tour durch Schotten endete so mit dem gleichen Thema mit dem die Führung im Vulkaneum gestartet war: mit der Herkunft des Magmas. Unterwegs hatte die Gruppe vieles über die Vulkane und ihre Gesteine erfahren, die aus dem aufgestiegenen Magma entstanden waren.
Text: Bär/Barth. Fotos: SW (Stefan Wehr), IH (Ilse Hoffmann), KB (Kerstin Bär)