Exkursion am 9. Juli 2016 zum Thema Perm im Pfälzer Bergland und Besuch des GEOSKOP Urweltmuseum
Eine geologisch-paläontologische Tagesexkursion der Wetterauischen Gesellschaft führte am 9. Juli 2016 ins Pfälzer Bergland. 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer starteten bei bestem Sommerwetter mit einem Bus vom Schlossplatz in Hanau. Bereits auf der Fahrt konnte mit Blick auf den Taunuskamm, als Teil des Rheinischen Schiefergebirges, der geologische Rahmen erläutert werden. So wurden die Gesteine des Perms vor über 250 Mio. Jahren in einer großen Senke südlich von Taunus und Hunsrück gebildet, die damals Teil eines Hochgebirges waren. Gesteinsschutt aus diesem Bereich und aus einem südlich gelegenen Teil des Hochgebirges (Reste: Odenwald, Schwarzwald, Vogesen) wurde in der permzeitlichen Senke abgelagert. In diesem Zuge wurde das Hochgebirge abgetragen. Die Senke umfasste ein Gebiet, das aus dem heutigen Saarland bis in die Wetterau reichte. Viel später durchtrennte der Oberrheingraben dieses Becken und ist heute eine markante Struktur in Mitteleuropa.
Nach der Fahrt durch Rheinhessen war, als erstes Zeugnis des sogenannten Rotliegend (Perm, Erdaltertum), der mächtige, weithin sichtbare Donnersberg zu sehen, ein etwa 290 Millionen Jahre alter Vulkan. Hier erläuterten die beiden Exkursionsleiter Kerstin Bär und Dr. Michael Barth verschiedene Formen des Aufdringens von Magma; denn nicht alles Magma gelangt bis an die Erdoberfläche. Das bekannteste Phänomen ist das Austreten von Magma in Form von Lavaströmen (effusiver Vulkanismus). Bleibt Magma unterhalb der Erdoberfläche stecken und dringt dort in Schichten ein, spricht man von einem Lagergang (intrusiver Vulkanismus). Bei entsprechend viel Magma-Nachschub vergrößert sich der Lagergang und drückt als Dome nach oben. Im Fall des Donnersbergs hat ein solcher Dome die Erdoberfläche erreicht. Die beiden anderen Beispiele wurden in den beiden besuchten Aufschlüssen betrachtet.
Als erstes Geotop wurde der Straßenaufschluss bei Olsbrücken (Landkreis Kaiserslautern) erreicht. Hier ist eine Gesteinsfolge aufgeschlossen, die Ablagerungsgesteine und Lavadecken umfasst. Infolge von tektonischen Bewegungen im Laufe der Erdgeschichte wurde diese Abfolge verkippt. Dadurch konnten die Teilnehmer bei einem kurzen Spaziergang entlang der Straße mehrere Millionen Jahre Erdgeschichte durchlaufen. Die typischen rötlichen Sedimente des Oberen Rotliegend bestehen aus Kiesen, Sanden und Tonen. Sie wurden gebildet unter wüstenhaftem Klima, wobei Flüsse aus den umliegenden Gebirgen Material in die Senke transportierten. Die Ablagerung wurde unterbrochen von einem mächtigen Lavastrom; dieser besteht aus Melaphyr, so nennt man Basalte aus dem Perm. Dass es auch explosiven Vulkanismus gab, zeigt die Tuff-Schicht unmittelbar unterhalb der Lavadecke. Im oberen Bereich der Lavadecke hatten sich Gasblasen angereichert, die heute mit Mineralen ausgefüllt sind (sogenannte Mandeln). Erfolgreich war die Suche der Exkursionsteilnehmer nach diesen „Mandeln“ im verwitterten Basalt. Deren Achat- und Jaspis-Füllung ist durch unterschiedliche Beimengungen verschieden gefärbt. Oberhalb des Lavastroms setzt die Ablagerung wieder ein und es folgt ein zweiter Lavastrom, der nicht mehr besucht wurde.
Als zweites Geotop wurde, ebenfalls im Landkreis Kaiserslautern, der stillgelegte Steinbruch an der Rauschermühle bei Niederkirchen besucht. Hier steht ein anderes vulkanisches Gestein an. Ein stecken gebliebener, bis zu 400 m mächtiger Lagergang war nicht bis zur Erdoberfläche emporgedrungen und hatte so länger Zeit, um auszukristallisieren. Dieses grobkristallinere Gestein wird als „Palatinit“ bezeichnet; der chemischen Zusammensetzung nach ist es ein aluminiumreicher Andesit. Von der grobkristallinen Struktur konnten sich die Teilnehmer auf dem Vorplatz des Steinbruchs anhand aufgelesener Stücke überzeugen und mit dem Basalt der Olsbrücken-Lava vergleichen. In der geklüfteten Steinbruch-Wand waren mehrere helle Streifen zu sehen: Es handelte sich um Aplit-Gänge, die mit einer anders zusammengesetzten Restschmelze ausgefüllt sind. Ein Handstück, das die Exkursionsleiter mitgebracht hatten, veranschaulichte dies.
Danach fuhren die Teilnehmer weiter zur Burg Lichtenberg, wo am Nachmittag eine Führung im Urweltmuseum Geoskop geplant war. Unterwegs gaben die Exkursionsleiter Hinweise auf weitere permzeitliche Geotope aus anderen geologischen Einheiten. Diese Einheiten (Formationen) sind oft nach besonders markanten Aufschlüssen benannt. Zum Beispiel hatte man einen guten Blick auf den Steinbruch am Remigiusberg. Aus der Remigiusberg-Formation stammen einige aktuelle Funde, die im Geoskop präpariert zu sehen sind.
Die bei Thallichtenberg (Landkreis Kusel) gelegene Burgruine Lichtenberg ist mit 425 Metern die längste Ruine Deutschlands. Hier ließen sich die Teilnehmer zunächst das Mittagessen im Außenbereich des Burgrestaurants schmecken.
Am Nachmittag führte der Museumspädagoge Dr. Jan Fischer durch das 1998 eröffnete Urweltmuseum Geoskop. In dieser, so Fischer, fossilen Schatzkammer ist eine weltweit einmalige Zusammenstellung oft zusammenhängender Tierreste zu besichtigen: Im Rotliegend der Pfalz konnten in ehemaligen Seen besonders viele und gut erhaltene Funde gemacht werden. Bevor diese besichtigt wurden, erläuterte Fischer die große, vor dem Museumsgebäude stehende Fährtenplatte: Auf diesem vom Bromacker bei Tambach (Thüringen) stammenden Exponat waren zahlreiche Abdrücke von Fußspuren unterschiedlich großer Amphibien zu entdecken. Im März 2015 hatte Dr. Sebastian Voigt, der Leiter des Museums, im Begleitprogramm der Hanauer Perm-Ausstellung einen Vortrag über Spuren früher Saurier gehalten; diese Platte war Hauptobjekt des Vortrags.
Danach zeigte Fischer im Museum die wichtigsten Pflanzengruppen im Rotliegend mit eindrucksvollen Ausstellungsstücken: riesige Baumfarne und Schachtelhalme sowie Nadelbäume. Als nächstes wurden Stromatolithen angesteuert, von Cyanobakterien gebildete Kalkkörper: „Unsere Vorfahren“, wie Fischer sagte, da Stromatolithen in der Uratmosphäre Sauerstoff produzierten und ohne die es höher entwickelte Lebewesen und damit auch uns Menschen nicht geben würde.
Danach bestaunten die Teilnehmer eines der Highlights im Museum, eine 6 Quadratmeter große Platte aus einem ehemaligen See, in der mehrere Süßwasserhaie, Schmelzschupperfische und Koprolithen (Kotballen) nebeneinander liegen. Ein besonderes Kennzeichen dieser Haie ist ein nach hinten gerichteter Stachel, ein Verteidigungsorgan. Geradezu dramatisch mutete in dieser Platte ein im Kopf eines Haies steckender Stachel eines anderen Haies an. Als nächste Station bildete ein 2,30 Meter langer Hai einen ausgesprochenen Blickfang.
Vorbei an „Flossenstachlern“, den ersten kiefertragenden Wirbeltieren, und kleinen Sauriern, besichtigten die Teilnehmer dann mehrere Exponate der durch ihre großen Augenhöhlen eindrucksvollen „Dachschädler“. Diese Amphibien scheinen zu lächeln. Der Eindruck kommt dadurch zustande, dass beim Einbetten des Tieres in das Gestein vom flachen Schädel der Unterkiefer seitlich wegklappt.
Als letzte Station der Führung zeigte Fischer im Präparationslabor die ältesten Reptilienreste Deutschlands und die zweitältesten Europas. Diese stammen aus dem Steinbruch Remigiusberg (Landkreis Kusel) und ermöglichen eine wissenschaftliche Sensation: Rein landlebende Wirbeltiere aus der Rotliegendzeit des Saar-Nahe Beckens sind normalerweise nicht überlieferungsfähig und wurden erst durch das Einbetten im Kalkgestein im Uferbereich eines Sees konserviert. Nach der Erstentdeckung eines säugetierähnlichen Reptils durch einen Fossiliensammler vor einigen Jahren in diesem Steinbruch liefert die seit 2013 durchgeführte systematische Suche neue Belege für die Hinterlandfauna. Besonders beeindruckt waren die Teilnehmer vom zahnreichen Kopf eines fleischfressenden, zeitweise auf dem Land lebenden Amphibs, eines Eryopiden, dem ersten Nachweis eines Tieres aus dieser Gruppe im Saar-Nahe-Becken. Bestaunt wurde auch eine Platte mit vielen gut erhaltenen Knochen eines Reptils. Sie stammen überwiegen aus dem großen Rückensegel eines pflanzenfressenden Sauriers aus der Gruppe der Edaphosaurier.
Nach der Führung kehrten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Kaffee und Kuchen ein; einige schauten sich nochmals im Museum um, etwa in der Mineralienausstellung, oder spazierten durch das weitläufige Burggelände. Nähere Details zum Geoskop können auf dessen Webseite (www.urweltmuseum-geoskop.de) eingesehen werden.
Mit vielen neuen Eindrücken kehrte die Gruppe am Abend aus dem Pfälzer Bergland zurück nach Hanau. Auf der Rückfahrt ließ es sich der Vorsitzende der Wetterauischen Gesellschaft, Dr. Günter Seidenschwann, nicht nehmen, den Aufbau und Inhalt der Exkursion zu loben und den beiden Exkursionsleitern für Organisation und didaktische Aufbereitung zu danken.
Zu den Bilderserien: Die Namen der Fotografen sind jeweils im Bildtext angegeben: KB = Kerstin Bär, MB = Dr. Michael Barth, WO = Wolfgang Ott und GS = Dr. Günter Seidenschwann. (Text- und Bildredaktion: Wolfgang Ott)