Vortrag von Prof. Dr. Roland Prinzinger
Montag 07.01.2019, 19:30 Uhr, Kulturforum
Vögel kommen von 400 m unter Meeresniveau (Totes Meer; rund 90 Arten) bis in höchste Berglagen vor. Im tibetischen Hochland, auf rund 5000 m Höhe, leben rund 500 Vogelarten. Während des Vogelzuges findet man Vögel sogar in extrem großen Höhen. Regelmäßige Himalaja-Überquerer sind Gänse, Enten und Limikolen. Sie fliegen bis 7000-8500 m hoch. Ein klassisches Beispiel eines „Höhenfluges“ wird von Alexander von Humboldt beschrieben: Er sah bei seiner Südamerika-Reise (1801-1802) einen Kondor (Vultur gryphus) über dem 6000 m hohen Cotopaxi der Anden kreisen. Und er beschrieb dort auch die typische „Höhenkrankheit“, die eine tödliche Gefahr für Bergsteiger darstellt und unter ihnen schon viele Todesopfer gefunden hat. 1922-1924 fand eine britische Mount-Everest-Expedition statt. Sie fand Pieper, Rotschwänze, Tauben, Krähen, Wiedehopfe, Braunellen, Lämmergeier und Alpendohlen in Höhen bis zu 6000 m; Lämmergeier in 7300 m und Alpenkrähen sogar in 8200 m!
Zu den höchsten, nachgewiesenen und regelmäßigen Flughöhen bis 10 000 m gehören Beobachtungen an indischen Streifengänsen. In Afrika wurde sogar ein Sperbergeier in 11 274 m Höhe in das Triebwerk eines Verkehrsflugzeugs gesaugt. Dies scheint der Höhenflugrekord bei Vögeln zu sein. Große Höhen bereiten Vögeln also offensichtlich keine Probleme!? Sicher ist, dass der untrainierte Mensch und andere Säugetiere dagegen in Höhen über 5000 m innerhalb weniger Minuten an Sauerstoffmangel ersticken. Daraus resultiert natürlich die spannende Frage: Wie schaffen die Vögel das? Wie können die gefiederten Überflieger diese großen Höhen meistern. An zahlreichen illustrierten Beispielen werden das Vorkommen und die Strategie dieser Anpassung erläutert.