Tertiär – das bunte, bewegte Zeitalter
Erdgeschichte schafft Kunstwerke
Annäherung an eine ereignisreiche geologische Epoche
Die dem Eiszeitalter vorausgehende erdgeschichtliche Epoche des Tertiärs hat in unserer Umgebung eine Fülle von Spuren hinterlassen. Die Bildungen aus diesem Zeitraum, der vor ca. 65 Millionen Jahren begann und vor etwa 2,6 Millionen Jahren endete, begegnen uns in vielfacher Weise.
Wahre Schätze von „Naturkunsthandwerk“ sind aus dieser Zeit zu bestaunen. Sie sollen dem Besucher den Blick für die Feinheiten öffnen, die dieses Zeitalter zu bieten hat. Die Hinterlassenschaften des Tertiärs haben für die Menschen seit der Steinzeit immer wieder eine beträchtliche wirtschaftliche Bedeutung besessen. An einzelnen Beispielen wird dieser Sachverhalt verdeutlicht.
Nicht fehlen dürfen bei einer Tertiärausstellung Fossilien der weltberühmten Grube Messel aus dem mittleren Eozän, einem Zeitabschnitt des älteren Tertiärs vor etwa 47 Millionen Jahren. Die Fundstelle verdankt ihren Reichtum einem ehemaligen Maarsee, der sich in der Folge eines Vulkanausbruchs bildete. Als der Maarsee von Messel entstand, lag Mitteleuropa etwa bei 38° nördlicher Breite, d.h. etwa auf einer Linie, auf der heute Südspanien und Sizilien liegen.
Lange andauernde vulkanische Aktivität gab es auch während des jüngeren Tertiärs, im Miozän. Über mehrere Millionen Jahre herrschte eine Periode starker vulkanischer Aktivität. Dabei entstand u. a. der Vogelsberg, ein Vulkangebiet mit enormen Ausmaßen. Ausläufer reichen bis Frankfurt und Hanau. Das heutige Erscheinungsbild unserer Landschaft ist dadurch ganz wesentlich geprägt worden.
Aus der Zeit der Meeresbedeckung während des Oligozäns vor etwa 30 Millionen Jahren und des Untermiozäns, ab ca. 23 Millionen Jahren vor heute, werden einzelne Aspekte der damaligen Fauna anhand von zahlreichen Fossilien präsentiert.
Die üppige Pflanzenwelt des jüngeren Tertiärs wird ebenfalls exemplarisch dokumentiert.
Das tertiärzeitliche Klima hat eindrucksvolle Verwitterungsprodukte hinterlassen. Das im älteren Tertiär bei uns noch vorherrschende fast tropische(!) Klima hat zu einer tiefgründigen Zersetzung der Gesteine und zur Bildung roter Böden geführt. Auch auf den Vogelsbergbasalten bildeten sich im jüngeren Tertiär noch Roterden, Rotlehme und Laterite.
Der jüngste Zeitabschnitt des Tertiärs, das Pliozän (ca. 5 – 2,6 Millionen Jahre vor heute), ist eine Periode starker klimatischer Änderung vom feuchten Subtropenklima zu den gegenwärtigen Verhältnissen. In dieser Zeit kam es zu enormen Hebungs- und Senkungsvorgängen. In die vorher bestehende Flachlandschaft schnitten die Flüsse tiefe Täler ein, die später wieder verschüttet wurden.
In den damaligen breiten Flussbetten der Hanau-Seligenstädter Senke bildeten sich lokal Moore. Die daraus entstandenen Braunkohlen enthalten zahlreiche Pflanzenreste, die ein genaues Bild der damaligen Vegetation widerspiegeln.
Eine Ausstellung der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau, gegründet 1808 e.V.
Wir danken den zahlreichen Leihgebern für ihre Beiträge!
Die Ausstellung ist unserem verstorbenen Ehrenmitglied Dr. Johannes Mehl (1951-2008) gewidmet. Dr. Mehl war ein hochqualifizierter Geologe und Paläontologe, der es meisterhaft verstand, komplizierte geologische Sachverhalte zu vermitteln.
→ Hier geht es zur Fotostrecke (Rundgang durch die Ausstellung).