Orchideenwanderung am 7.05.2023 in den Bergwinkel bei Schlüchtern

Es ist ein Frühlingssonntag wie im Bilderbuch, als wir uns auf der Burg Brandenstein treffen. Im Burghof erwartet uns schon der Exkursionsleiter, Constantin von Brandenstein-Zeppelin, der uns zu den Orchideenwiesen der Umgebung führen wird. Wir befinden uns hier in einem Gebiet mit besonders großer Vielfalt an Orchideen. Sie blühen allerdings nicht alle gleichzeitig, und in diesem Jahr auch um etwa zwei Wochen später als in den letzten Jahren, da es in den vergangenen Monaten sehr kühl war. So eingestimmt, machen wir uns auf den Weg. In der Nähe der Burg zeigt uns der Exkursionsleiter eine Vogel-Nestwurz, ein Vollschmarotzer ohne Chlorophyll, der nur im Wald vorkommt, mit dem Samenstand aus dem letzten Jahr. Danach fahren wir mit den Fahrzeugen der TeilnehmerInnen am Rand üppig blühender Streuobstwiesen zunächst zu einem Hang, der südlich der Burg liegt. Von hier aus haben wir einen prächtigen Blick auf Burg und viele blühende Bäume.

Von Brandenstein-Zeppelin erklärt uns, dass Orchideen bestimmte Voraussetzungen brauchen, damit sie sich überhaupt entwickeln können. Die wichtigste ist ein ganz magerer Boden, der nicht gedüngt wird, also so gut wie frei von Stickstoff ist. Von großer Bedeutung ist auch, dass die Wiese nicht gemäht wird, bevor die Samen gereift sind. Besser noch als ein maschinelles Mähen ist es, wenn Schafe die Wiese beweiden. Zahlreiche andere geschützte Pflanzen – viele von ihnen stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten – sind auf die gleichen Bedingungen angewiesen.

Vorsichtig gehen wir im Gänsemarsch entlang einer felsigen Schwelle, von wo wir die unterhalb liegende Wiese gut im Blick haben. Als der Exkursionsleiter stehenbleibt, ist klar, dass er eine erste Orchidee entdeckt hat: ein Helm-Knabenkraut. Man muss sich schon gut auskennen und scharf hinschauen, dass man sie erkennt, denn der Blütenstängel ist noch sehr niedrig, und erst wenige der Einzelblüten sind geöffnet. Nach diesem ersten Fund ist bei allen Exkursionsteilnehmern der Ehrgeiz geweckt, die nächsten Exemplare zu erspähen. Und tatsächlich: Es gibt neben interessanten Kreuzungen zwischen Purpur-Knabenkraut und dem Helm-Knabenkraut auch noch eine Fliegen-Ragwurz zu bestaunen.

Aber um Orchideen in Hülle und Fülle sehen zu können, müssen wir noch einige Kilometer weiterfahren. Und dann ist es wirklich so: leuchtend purpurfarbene Manns-Knabenkräuter direkt auf der Böschung neben der Straße. Sie stehen auf einer langen Strecke einzeln oder auch in kleineren oder größeren Gruppen beieinander. An geeigneter Stelle parken wir und können gar nicht mehr aufhören zu fotografieren, denn auch oberhalb der Böschung am Waldrand gibt es weitere Bestände.

Danach machen wir uns auf den Weg nach Hutten-Heiligenborn, ein Stadtteil von Schlüchtern, wo wir uns im Garten einer Pizzeria niederlassen, bestens versorgt werden und die botanischen Erlebnisse des Tages rekapitulieren.

Text Edda Rose, Bilder Christiane Braunwarth (cb), Wolfgang Ott (wo) und Günter Seidenschwann (gs), Redaktion Wolfgang Ott.

Impressionen

Die Bildbeschriftung ist nach Anklicken (PC) bzw. Touch (Handy, Tablet) der Bilder zu sehen.

  • 01_Einfuehrung_in_die_Exkursion_durch_den_Leiter_Constantin_von_Brandenstein-Zeppelin_cb
  • 02_Constantin_von_Brandenstein-Zeppelin_links_erklaert_die_geologischen_Verhaeltnisse_cb
  • 03_Burg_Brandenstein_in_der_Fruehlingslandschaft_gs
  • 04_Vogel-Nestwurz_Neottia_nidus-avis_wo
  • 05_Purpur-Knabenkraut_x_Helm-Knabenkraut_Orchis_purpurea_x_Orchis_militaris_cb
  • 06_Purpur-Knabenkraut_x_Helm-Knabenkraut_Orchis_purpurea_x_Orchis_militaris_gs
  • 07_Fliegen-Ragwurz_Ophrys_insectifera_wo
  • 08_Helm-Knabenkraut_Orchis_militaris_gs
  • 09_Purpur-Knabenkraut_x_Helm-Knabenkraut_Orchis_purpurea_x_Orchis_militaris_wo
  • 10_Manns-Knabenkraut_Orchis_mascula_gs
  • 11_Manns-Knabenkraut_Orchis_mascula_wo