Besuch im Bingenheimer Ried in der Wetterau am 8. April 2017 – Ergänzung zum Vortrag vom 22. März
Das Bingenheimer Ried liegt in der Horloffaue im Auenverbund Wetterau und gehört zu den bedeutendsten Brut- und Rastplätzen Hessens. Geführt von Udo Seum, dem langjährigen Gebietsbetreuer des Gebiets, bekamen die Mitglieder der Wetterauischen Gesellschaft aus Hanau einen vielfältigen Eindruck von der Vogelwelt, aber auch den verschiedenen Teil-Lebensräumen. So war das erste Thema die Erhaltung der wertvollen, alten Kopfweiden, 500 Stück, die regelmäßig im Turnus von 5 Jahre geschnitten werden müssen. Überaus seltene Käfer und Vögel leben darin. Beim Überqueren der Horloff war sehr gut der Vergleich zwischen einem begradigten und einem inzwischen renaturierten Abschnitt des Gewässers möglich. Der renaturierte Abschnitt zeichnet sich durch viele Buchten, aufkommende Gehölze und krautige Vegetation und Schilf aus. Was auch schon dazu geführt hat, dass sich der Bieber angesiedelt hat. Ein singendes Blaukehlchen konnte dort beobachtet werden – mit dem Spektiv wurde es ganz nah herangeholt.
Dann ging es zur eigentlichen Kernfläche des Rieds: ein großes Sumpfgebiet zwischen Echzell-Bingenheim und Reichelsheim. Dieses Gebiet wird extensiv mit Rindern und Exmoor-Ponys beweidet, was wichtig ist, um neben Schilf und Wasserflächen auch Grünland zu erhalten. Vor einem Unterstand, der als Aussichtspunkt dient, erläuterte Udo Seum anhand der vorhandenen Infotafel welche Vogelarten eine besondere Bedeutung besitzen. „Wappenvogel“ des Gebietes ist die Löffelente. Vom Unterstand aus konnten aber auch noch viele andere Enten-Arten beobachtet werden, zum Beispiel Spießente, Krickente, Reiherente und Schnatterente – neben mehreren Paaren von Graugänsen. Außerdem waren hier zum Beispiel noch Zwergtaucher, Silberreiher, Lachmöwe, Kiebitz und Bekassine zu sehen - und auch zwei Kraniche, die vorbeiflogen. Interessant war beim weiteren Weg entlang der Flächen das moderne Zusatzangebot der kleineren Infotafeln. Per QR-Code und Handy kann hier ein Hörbeitrag zum jeweiligen Thema aufgerufen werden. Dies war eine Initiative der Jugendlichen in der Naturschutzgruppe.
Zum Schluss besuchte man im Süden noch den Einlaufgraben mit Schleuse, die heutige Lebensader des Gebietes. Hier kann man mit einer Kurbel den Wasserstand im NSG regeln, was früher eine Pumpstation erledigte. Neben dem Unterstand der Rinder, wo ebenfalls ein guter Aussichtspunkt ist, erläuterte Udo Seum, wie die Entwicklung des Gebietes vor vielen Jahren begonnen hatte. Nebenbei war eine gemütlich fressende Nutria zu beobachten. Auf dem Rückweg fanden auch die Storchenpaare noch Beachtung, die in diesem Gebiet inzwischen sogar wieder in Bäumen Nester anlegen oder auf Strommasten bauen statt zu warten, bis eine Nistplattform aufgestellt wird.
Mit vielfältigen Eindrücken, die hier nicht vollständig wiedergegeben werden können, endete der Besuch eines herausragenden Naturschutzprojektes – ein Besuch der jedem nur empfohlen werden kann, der sich für die Natur interessiert.
Text: Kerstin Bär. Fotos: Kerstin Bär (KB), Stefan Wehr (SW).