Vortrag von Dr. Dieter Müller

Montag 10.03.2014, 19:30 Uhr, Goldschmiedehaus

Entwicklungshilfe zur Rekultivierung einer alten KulturlandschaftDer Referent, der ehemalige Leiter des Forstamtes Hanau-Wolfgang, arbeitete für die "Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH" vier Jahre lang in Georgien als Experte für Wiederaufforstung und Pflanzenproduktion, mit dem Auftrag, im waldarmen Ostgeorgien praxisreife Modelle zur Rehabilitierung der Landschaft zu entwickeln.

Die Shiraki-Steppe im Südosten des Landes galt einst als die "Kornkammer" Georgiens. Ackerland von 57.000 Hektar Größe auf fruchtbarsten Schwarzerde-Böden könnte große Mengen an Weizen produzieren, aber das ist schon lange nicht mehr der Fall! Mit ein Grund hierfür ist, neben veralteten Bewirtschaftungsmethoden ist die nahezu völlige Zerstörung der 1.800 km Windschutzstreifen, die aus Baum- und Straucharten zusammengesetzt in einem systematischen Netz in der Agrarsteppe angepflanzt worden waren. Ihre Hauptfunktion: Schutz der Getreidefelder vor der Erosion des Oberbodens durch die starken Winde im Herbst und Winter. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 wurde Georgien zwar unabhängig, stürzte aber in eine tiefe Energiekrise, weil Russland der ehemaligen Sowjet-Republik "Grusinien" Gas und Strom abgestellt hatte. Da andere Energiequellen plötzlich nicht mehr verfügbar waren, holten sich die Menschen ihr Holz zum Heizen und Kochen aus den Wäldern und von den Windschutzstreifen. Mit katastrophalen Folgen. Der Referent berichtet in seinem Vortrag aber nicht nur aus seiner täglichen Arbeit als Berater des georgischen Umweltministeriums in Sachen "Wald, Weizen und Windschutzstreifen", sondern gibt Einblicke in ein Land, das zu den artenreichsten der Erde zählt und an vielen Stellen noch von atemberaubender Ursprünglichkeit ist.